Der Ausdruck „Betrieb außerhalb direkter Sicht“ oder BVLOS (Beyond Visual Line of Sight) bezieht sich auf den Einsatz von Drohnen, bei dem der Pilot keinen direkten visuellen Kontakt zur Drohne hat. Im Gegensatz zum VLOS (Visual Line of Sight), wo die Drohne immer im Sichtfeld des Piloten bleiben muss, ermöglicht BVLOS-Flüge außerhalb der direkten Sichtweite. Solche Operationen sind besonders nützlich für Missionen, die große Distanzen abdecken oder in Bereichen fliegen, die durch Hindernisse verdeckt sind oder schwer zugänglich sind.
Vorteile von BVLOS-Flügen
Der Betrieb von Drohnen außerhalb der direkten Sichtweite bietet eine Vielzahl von Vorteilen, insbesondere in kommerziellen und industriellen Anwendungen. BVLOS ermöglicht es Drohnen, größere Flächen abzudecken und Orte zu erreichen, die für Menschen unzugänglich oder gefährlich sind. Diese Fähigkeiten machen sie ideal für Aufgaben wie Inspektionen von Infrastrukturen, landwirtschaftliche Überwachung, Notfallmaßnahmen und Umweltbeobachtungen. Durch die größere Reichweite und Flexibilität können Drohnen effizienter eingesetzt werden, was die Betriebskosten senkt und die Produktivität steigert.
Rechtliche Rahmenbedingungen in Österreich
In Österreich unterliegt der Betrieb von Drohnen außerhalb der direkten Sichtweite strengen gesetzlichen Regelungen. Diese Operationen werden durch die Europäische Drohnenverordnung (DVO (EU) 2019/947) und die nationale Luftfahrt-Gesetzgebung (LFG) geregelt. Für einen BVLOS-Flug ist in der Regel eine spezielle Genehmigung der zuständigen Luftfahrtbehörde erforderlich. Diese Genehmigung stellt sicher, dass alle Sicherheitsvorschriften und -maßnahmen eingehalten werden, um Risiken wie Kollisionen mit Hindernissen, Personen oder anderen Luftfahrzeugen zu minimieren.
Wichtige Sicherheitsanforderungen:
- Echtzeit-Ortungssysteme: Notwendig, um die Drohne auch ohne direkten Sichtkontakt sicher zu überwachen.
- Kommunikationsredundanz: Doppelte Kommunikationssysteme gewährleisten eine stabile Verbindung zur Drohne, selbst in entlegenen Gebieten.
- Erweiterte Erkennungs- und Vermeidungstechnologien: Diese Systeme sind entscheidend, um mögliche Kollisionen zu verhindern und die Drohne sicher zu steuern.
Versicherungsanforderungen für BVLOS-Operationen
Nicht alle Drohnenversicherungen in Österreich decken automatisch BVLOS-Operationen ab, da diese ein erhöhtes Risiko darstellen. Spezielle Versicherungen sind oft erforderlich, um eventuelle Schäden oder Haftpflichtansprüche abzudecken, die bei BVLOS-Operationen auftreten könnten. Es ist wichtig, dass Drohnenbetreiber ihre Versicherungsbedingungen genau prüfen oder sich an ihren Versicherer wenden, um sicherzustellen, dass sie für BVLOS-Einsätze ausreichend geschützt sind.
Ausbildung und Zertifizierung
BVLOS-Operationen erfordern oft zusätzliche Schulungen und Zertifizierungen. Diese Schulungen umfassen den Erwerb eines Drohnenführerscheins sowie die Durchführung spezifischer Risikoanalysen wie PDRA (Predefined Risk Assessment) und SORA (Specific Operational Risk Assessment). Diese Analysen dienen dazu, potenzielle Risiken zu identifizieren und zu mindern, bevor ein BVLOS-Flug gestartet wird.
Erforderliche Zertifikate und Schulungen:
- Drohnenführerschein: Grundlegende Zertifizierung, die die Kompetenz des Piloten zur sicheren Steuerung der Drohne bestätigt.
- STS-Zertifizierung: Erforderlich für spezielle BVLOS-Missionen, die ein höheres Risikoniveau aufweisen.
- Risikobewertungen (PDRA und SORA): Notwendig, um spezifische Risiken zu analysieren und die Sicherheitsvorkehrungen entsprechend anzupassen.
Herausforderungen und Risiken
Obwohl BVLOS-Operationen zahlreiche Vorteile bieten, sind sie auch mit spezifischen Herausforderungen und Risiken verbunden. Eine der größten Herausforderungen ist die Gewährleistung einer sicheren Flugumgebung, da der Pilot die Drohne nicht direkt sehen kann. Dies kann die Wahrscheinlichkeit von Kollisionen oder anderen Vorfällen erhöhen, insbesondere wenn die Drohne in unbekannten oder schwer zugänglichen Gebieten fliegt. Eine weitere Herausforderung besteht in der Aufrechterhaltung einer stabilen Kommunikationsverbindung zur Drohne, was bei Ausfall zu Kontrollverlust führen kann.
Fazit
Der Betrieb von Drohnen außerhalb der direkten Sichtweite (BVLOS) ist eine fortschrittliche Technologie, die zahlreiche neue Einsatzmöglichkeiten eröffnet. Für den sicheren und rechtskonformen Betrieb sind jedoch eine gründliche Vorbereitung, spezifische Schulungen und Zertifizierungen sowie besondere Genehmigungen erforderlich. Durch die Einhaltung dieser Vorgaben können Drohnenbetreiber die Vorteile von BVLOS nutzen, während sie die gesetzlichen Bestimmungen einhalten und die Sicherheit maximieren.